Woher kommen unsere Pferde? Neue Methoden in der Pferdezucht

Ein Einblick in die Pferdezucht

Auch in der Schweizer Pferdezucht helfen neue Reproduktionsverfahren, die Fruchtbarkeit zu verbessern, wertvolle Genetik zu fördern und zu erhalten.

Beim Schweizer Warmblut stammten im Jahr 2024 90% der Fohlen aus der Künstlichen Besamung KB. Bei der KB wird zwischen dem Einsatz von Frischsamen (56%) und Tiefgefriersamen TG (34%) unterschieden. Nur 10% der Stuten wurden noch im Natursprung gedeckt. (Quelle: Zuchtverband CH Sportpferde ZVCH) Die Anwendung der KB erlaubt es, auch weit entfernt stationierte Hengste für die Zucht zu nutzen. Zudem können Hengste bereits im jungen Alter neben dem Sporteinsatz parallel auch in der Zucht aktiv genutzt werden. So sind zu einem frühen Zeitpunkt erste Rückschlüsse auf die Qualität des Hengstes als Vererber möglich. Durch das Gefrieren des Samens kann wertvolle Genetik auch für die Zukunft bewahrt werden.

Beim Embryotransfer, kurz ET, werden einer Spenderstute einige Tage nach der Bedeckung befruchtete Eizellen entnommen und einer weiteren Stute eingesetzt. So können die Anzahl Nachkommen pro Stute erhöht werden oder erfolgreiche Sportstuten bereits während der aktiven Karriere genetisch als Mutter auftreten. Der ET wird heute routinemässig in der Pferdezucht eingesetzt, kommt aber aufgrund der hohen Kosten vor allem für wertvolle Stuten zum Einsatz.

Sehr neu ist in der Pferdezucht ein Verfahren, bei dem einer Stute aus den Eierstöcken Eizellen entnommen werden (Ovum pickup OPU). In diese Eizellen werden ausserhalb des Körpers der Stute (in vitro) Spermienzellen eingebracht (Intracystoplasmatische Spermieninjektion ICSI). Daraus entstehen in einer In-vitro-Kultur Embryonen, die entweder eingefroren oder einer anderen Stute zum Austragen eingepflanzt werden. 

Aktuell sind die Auswirkungen dieses In-Vitro-Verfahren auf das entstehende Individuum, sein genetisches Muttertier oder auf die ganze Zucht noch nicht abschliessend erforscht. In einigen Ländern werden deshalb Nachkommen aus diesem Verfahren nicht registriert (Bsp. Schweden). 2025 wurde beim ZVCH beschlossen, im Fohlen-Pass die Verfahren ET oder ICSI transparent zu deklarieren.

Zwilinge Fohlen auf Weide © Franziska Zeller