Einleitung
Die Namensgebung für die Fellfarben der Pferde beruhte früher rein auf dem Phänotyp (äussere Erscheinung). Heute sind die Fellfarben genetisch erklärbar und man muss zwischen Phänotyp und Genotyp unterscheiden: zwei Phänotypen (oder mehr) können identisch aussehen und auf völlig unterschiedlichen Genotypen beruhen.
Grundfellfarben
Die Pigmentierung der Haut und der Haare wird vom Pigment Melanin bestimmt. Melanin wird von den pigmentbildenden Zellen (Melanozyten) gebildet. Es werden zwei Melanintypen unterschieden: Eumelanin (braun-schwarz) und Phaeomelanin (gelb-rot).
Die Grundfellfarben sind:
Sie entstehen als Resultat der interallelen Genwirkung (Epistasie) zwischen Allelen an zwei verschiedenen Genen. Beide Gene können in jeweils zwei verschiedenen Formen (Allelen) vorkommen.
Sowohl das Allel "e" wie auch "a" wurden beim Pferd auf der Ebene der DNA charakterisiert. Es stehen DNA-Tests zur Verfügung.
Zwei Allele an einem Genort führen zu drei Genotypen. Zwei Gene mit je zwei Allelen ergeben neun verschiedene Genotypen (3n; wobei n gleich der Anzahl Gene mit je zwei Allelen).
Quelle: Henner J et al, 2002
Farbvarianten der drei Grundfarben
Für alle drei phänotypische Grundfarben sind mehrere Genotypen (s. oben) möglich sind. Das erklärt möglicherweise einen Teil der innerfarblichen Variation (Rieder et al., 2001). Beispielsweise wären Rappen mit leicht rotem Haaranteil Träger des Rotallels "e". Dieses Phänomen ist auch bei Schwarzen Rotfaktorträgern in der Holsteinrasse beim Rind bekannt. Weiter fanden Rieder et al. (2001) eine statistisch signifikante Tendenz zu phänotypisch hellerem Braun bei braunen "e"-Trägern.
Die genetische Untersuchung von Nuancen innerhalb der drei Grundfarben erweist sich aus verschiedenen Gründen als schwierig. Beispielsweise wirken Umwelteinflüsse, wie etwa Licht und Ernährung, in noch weitgehend unbekanntem Ausmass auf den Farbphänotyp (z.B. Wärmeabhängigkeit der Tyrosinase) und nur "Extremtiere" unterscheiden sich in den Nuancen deutlich genug und ermöglichen damit eine einwandfreie Klassierung. Noch relativ klar abgrenzbar sind "dunklere" Farbschläge gegenüber der "Norm". Die geringe Zahl dunkler Nachkommen, Generationensprünge, sowie das Wissen, dass norm-farbige Eltern dunkle Nachkommen zeugen können, deuteten auf einen rezessiven Erbgang (Henner J et al, 2002).
Genetische Faktoren (shade, sooty and mealy) die phänotypisch dunklere Farbschläge verursachen sind beschrieben (z.B. Thiruvenkadan et al, 2008; Sponenberg, 2009). Der Erbgang ist aber unklar und die Gene bleiben unbekannt. Molekulargenetische Forschungsbefunde wurden nicht veröffentlicht.
Weitere Gene für die Fellfarbe
Die Grundfarbe kann durch weitere Gene verändert werden (Aufhellung, Schimmel, Schecke, usw.). Die Pferde behalten den Genotyp der Grundfarbe. Diese Merkmale sind hauptsächlich monogen bedingt und zum Teil mit unerwünschten Symptomen oder Erbkrankheiten gebunden. Die ursächlichen Mutationen wurden auf der Ebene der DNA charakterisiert. Man unterscheidet folgende Faktoren:
Literaturverzeichnis
Bücher
(en ) BAILEY E, BROOKS S A. (2013). Horse Genetics. Second ed. Oxfordshire, UK: CABI Int. 216 Seiten, Kapitel: 4 - 10
(en) CHOWDHARY B E. (2013). Equine Genomics. Wiley-Blackwell. 336 Seiten
(en) SPONENBERG D P (2009). Equine Color Genetics. 3rd Edition. Wiley-Blackwell. 296 Seiten.
Jüngste ausgewählte Veröffentlichungen
2014
(en) FINNO CJ, BANNASH DL. (2014). Applied equine genetics. Equine Veterinary Journal, 46(5): 538–544
2011
(en) CIESLAK M, Reissmann m, Hofreiter M, Ludwig A. (2011). Colours of domestication. Biological Reviews, 86(4): 885–899
2010
(en) BELLONE RR. (2010). Pleiotropic effects of pigmentation genes in horses. Animal Genetics, 41(s2): 100-110
2009
(en) RIEDER S. (2009). Molecular tests for coat colours in horses. Journal of Animal Breeding and Genetics. 126(6): 415–424
2008
(en) THIRUVENKADAN AK, KANDASAMY S, PANNEERSELVAM S.(2008). Coat colour inheritance in horses. Livestock Science. 117 (2-3): 109–129
<2004
(de) HENNER J, PONCET P, AEBI L, HAGGER C, STRANZINGER G, RIEDER S. (2002). Pferdezucht: Genetische Tests für die Fellfarben, Braun und Schwarz. Ergebnisse einer ersten Untersuchung in der Schweizer Freibergerpferderasse. Schweizer Archiv für Tierheilkunde. 144 (8): 450-412.
Webseiten
(fr) Les Haras nationaux, ifce http://www.haras-nationaux.fr/> Information > Equipaedia > Identification
(fr) Les Haras nationaux, ifce http://www.haras-nationaux.fr/> Information > Equipaedia > Génétique > Génétique des robes